Ziele: Same procedure as last year?
Der Jahreswechsel steht an und im Unternehmen werden die gleichen Ziele (plus 10%) vom Vorjahr fortgeschrieben?
Wir haben uns vorgenommen, dass im nächsten Jahr alles anders wird und stellen fest, dass unsere Ziele denen aus 2021 verdächtig ähnlichsehen?
Wir müssen uns aktiv von alten Zielen trennen
Obwohl es um uns herum dynamisch zugeht und Klimakrise, Post-Pandemie und ein Krieg in Europa massive Auswirkungen auf unser Leben haben, verharren wir gerne in alten Verhaltensweisen. Und unsere Ziele erstarren ebenfalls.
Es ist auch gar nicht so einfach, sich von alten Zielen zu trennen:
Der kanadische Psychologieprofessor Carsten Wrosch stellte fest, dass dazu ein aktives „Disengagement“ von Zielen notwendig ist. Insbesondere wenn alte Ziele über einen längeren Zeitraum nicht erreicht werden können, macht es Sinn, die eigene Energie umzuleiten.
Die Trennung von alten Zielen fällt häufig schwer – auch wenn sie die Voraussetzung für das Definieren und Erreichen von neuen und sinnorientierteren Zielen ist.
Wie schafft man es also, sich den mentalen Freiraum für neue Ziele zu schaffen?
Ein Impuls dazu kommt aus der Literatur:
Aus Substantiven Verben machen
Oscar Wilde war kein Freund davon, sich einengen zu lassen. Auf die Oldschool Bewerbungsfrage: „Wo sehen Sie sich denn in 5 Jahren“ hätte er wahrscheinlich gar nicht – oder aber mit seinem folgenden Ausspruch geantwortet:
„If you know what you want to be …, then you inevitably become it – that is your punishment. But if you will never become anything – that is your reward.”
Eine zu deterministische Lebensweise einmal als Bestrafung anzusehen, ist erfrischend. Ich vermute, dass wir uns nicht alle mit dem künstlerischen Freiraum des „niemals etwas bestimmtes werden“ identifizieren können. Hier kommt uns ein britischer Zeitgenosse und Wilde-Fan zur Hilfe:
Stephen Fry (Schriftsteller, Schauspieler, Drehbuchautor, Journalist, Dichter, Komiker – same spirit here) hat Wildes Aussagen über „das Sein“ noch etwas pragmatischer ergänzt:
“There is a truth in that. We are not nouns, we are verbs. I am not a thing – an actor a writer – I am a person who does things – I write, I act – and I never know, what I am doing next. I think you can be imprisoned if you think of yourself as a noun.”
Was also passiert, wenn wir uns nicht auf Substantive beschränken, sondern dynamische Verben zur Selbstbeschreibung zu wählen?
Wir öffnen uns den mentalen Raum, um neue Wege einschlagen zu können (vom SEIN zum TUN).
Mit 5 Schritten zu neuen Zielen
Stephen Fry gibt mit seinen Ergänzungen eine methodische Steilvorlage für den Cross-Check der eigenen Ziele:
- Scheuklappen abwerfen
Alle Substantive (in Zielen, Strategien, Profilen,…) konsequent streichen und in Verben umwandeln - Blick nach außen
Brainstorming: Was für Anforderungen / welche Dynamiken ergeben aus der Umwelt? - Blick nach Innen
Brainstorming: Welche Ziele / Aktivitäten ziehen uns an? ( Everest-Ziele nutzen) - Neue Handlungsfelder entdecken
Notwendige und sinnvolle Aktivitäten sammeln und – auf keinen Fall in Substantive sondern – in Verben kleiden - Klare und messbare Ziele definieren
Und im Sinne von Oscar Wilde sollten wir sie möglichst schnell wieder über den Haufen werfen – zumindest, sobald sie uns einengen.
Oder für die OKR-Fans: bis zum nächsten OKR-Quartalsmeeting.
Weiterlesen? Die Top 5 Hacks für die Definition von Zielen fü das neue Jahr gibt es hier.
Viel Spaß bei der Zieldefinition – und vor allem „du courage“!